Das 17. Jahrhundert ist in Europa die Epoche des Barock. Es steht für prachtvolle Architektur, für unvergängliche Gemälde und Skulpturen und für die Grundpfeiler der klassischen Musik. Für Theater, Literatur, Philosophie und Wissenschaft war das Barock ebenso eine Blütezeit wie für Mode oder Technik. Vor allem aber war das 17. Jahrhundert in Europa ein Zeitalter endloser, verheerender Kriege. Auf den für den Kontinent katastrophalen Dreißigjährigen Krieg, folgten übergangslos die räuberischen Eroberungskriege Ludwigs XIV., die kein Nachbarland Frankreichs verschonten. Der französische König verfolgte im Wesentlichen zwei Ziele: Sein Herrschaftsgebiet im Osten bis zum Rhein ausdehnen und dem Haus Habsburg die Vorherrschaft in Europa streitig machen. Zum Erreichen seiner Ziele bediente er sich genialer Strategen wie Marschall Turenne oder Prince Louis de Condé, aber auch roher Gewalttäter wie dem Baron de Montclar oder dem Comte de Mélac. Mit den Strategen errang Frankreich glänzende Siege. Sie wurden landesweit verehrte Helden. Die Gewalttäter setzten in der Pfalz, am Rhein, im Rhein-Neckar-Raum, an der Bergstraße und in Baden die Strategie der verbrannten Erde konsequent um. Sie wurden keine verehrte Helden. Über Turenne gibt es mindestens zwölf teils mehrbändige Biographien. Von Prince Louis sind zahlreiche Porträts von namhaften Malern erhalten. Von Mélac gibt es nichts, nicht einmal ein Personalakte im Militärarchiv von Vincennes. Wenngleich eine historische Figur, verschwindet die Persönlichkeit Mélacs hinter seinen Taten, hinter dem Rauch brennender Städte, hinter dem gespenstischen Nebel entvölkerter Landstriche, hinter dem Mantel des Schweigens, der über das gedeckt wurde, was man heute Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit nennen würde.
Melac